Zwischen Erntezyklen, Steuervorauszahlungen und schwankenden Absatzpreisen suchten vermögende Landwirte nach einer Vermögensstrategie, die das Kerngeschäft schützt, private Stabilität wahrt und dennoch den Kapitalmarkt nutzt, ohne in unnötige Komplexität oder starre Produkte zu verfallen. Relevant war dabei weniger die klassische Wohnimmobilie, sondern alles, was den Betrieb stärkt: Acker- und Weinbauflächen, leistungsfähige Maschinen, moderne Kellertechnik und belastbare Reserven in physischen Werten wie Gold. Der Blick reichte selten nur bis zur nächsten Saison. In der Südpfalz prägte der Weinbau einen generationenübergreifenden Ansatz, der Nachhaltigkeit, Eigentumskontinuität und Handlungsfreiheit verknüpfte. Wer Private Banking sagte, meinte daher oft zuerst: das Zusammenspiel aus betriebsnahen Sachwerten und kapitalmarktbasierten Puffern, die in schwachen Jahren Luft verschaffen und in starken Jahren Rendite glätten.
Profil Und Präferenzen Vermögender Landwirte
Aus Sicht der Beratung galt: Landwirte dachten unternehmerisch, rechneten vorsichtig und vermieden blinde Abhängigkeiten. Uli Bohlender und andere kundige Berater lenkten den Blick konsequent über den Hofzaun hinaus: Diversifikation außerhalb des Betriebs sollte betriebliche Schwankungen abfedern, ohne das vertraute Sachwertfundament zu verlassen. Aktien und Renten bildeten den Standard, ausgewählte alternative Anlagen ergänzten je nach persönlicher Situation. Entscheidend war die saubere Trennung von privatem und betrieblichem Kapital, denn daraus ergaben sich unterschiedliche Anlagehorizonte, Risikobudgets und Liquiditätsbedarfe. In der Praxis halfen klare Kontostrukturen, getrennte Linien und definierte Reserven, sodass Investitionsentscheidungen nicht in die operative Kasse griffen und private Ziele nicht durch kurzfristige Betriebslasten gefährdet wurden.
Diese Haltung spiegelte sich in der Produktarchitektur wider. Bei Bankhäusern mit Agrabezug begann die Vermögensverwaltung typischerweise ab 200.000 Euro mit ETFs, weil Kostenkontrolle, Transparenz und breite Streuung zentral waren. Ab 500.000 Euro kamen Einzeltitel hinzu, um gezielter auf Qualitätsfaktoren, Dividendenstabilität oder regionale Präferenzen zu setzen und so ein skalierbares, aber differenziertes Portfolio zu bauen. Das passte zu Kundinnen und Kunden, die operative Risiken kannten und keine Experimente mit unklarer Liquidierbarkeit wollten. Parallel blieben betriebsnahe Investitionen erste Wahl: Flächenkäufe, Modernisierungsschritte und Lagerkapazitäten trafen selten auf Ablehnung, sofern die Verschuldung tragfähig blieb und die private Seite durch ein liquides, marktgängiges Polster abgesichert war.
Liquidität, Module Und Kreditbrücken
Die größte Herausforderung lag nach übereinstimmender Einschätzung im Atem der Konten. Markus Eimecke vom Bankhaus Seeliger beschrieb eine Kasse, die innerhalb weniger Wochen von Überschuss auf Fehlbetrag kippen konnte: Ernteerlöse flossen schubweise, Vorauszahlungen an das Finanzamt kamen oft im ungünstigen Moment, und Beschaffungskosten bewegten sich nicht im Gleichlauf mit Verkaufspreisen. Wer das beherrschen wollte, trennte strikt privat und betrieblich, definierte Liquiditätskorridore und nutzte modulare Bausteine. Kurzfristige Geldmarktanlagen dienten als Parkposition, ETFs gaben den Grundstock für mittlere Horizonte, während Einzeltitel gezielte Akzente setzten. In Nord- und Ostdeutschland finanzierte Seeliger traditionell Landkäufe und Betriebsmittel; in der Südpfalz verbanden Häuser wie die VR Bank Südpfalz Geldmarkt- und Lombardkredite mit temporären Anlagepuffern, um saisonale Wellen zu glätten.
Für Folgeschritte erwies sich ein dreigliedriger Ansatz als tragfähig: erstens ein belastbares Liquiditätsregime mit klaren Reserven für Steuern, Ernte- und Preisrisiken, zweitens eine standardisierte Vermögensverwaltung mit Schwellen, die Wachstum ohne Reibung ermöglichte, drittens flexible Kreditlinien, die Investitionen nicht verzögerten. Praktisch hieß das, dass ein Mindestpuffer in täglich fälligen Anlagen feststand, darüber ein ETF-Kern verwaltet wurde und bei steigender Vermögenshöhe selektiv Einzeltitel und gegebenenfalls alternative Bausteine hinzukamen. So ließ sich das betriebliche Chancenprofil wahren, ohne private Sicherheit aufs Spiel zu setzen. Die Betreuung kombinierte Beratung, die das operative Jahr verstand, mit diszipliniertem Portfoliomanagement. Damit lag ein Weg vor, der Rendite, Liquidität und Risiko nicht gegeneinander ausspielte, sondern in eine tragfähige Ordnung gebracht hatte.