HR-Strategie: Transformationsbarrieren und Handlungsempfehlungen

März 5, 2025

Die Rolle des Personalwesens (HR) hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ursprünglich als administrative Funktion gestartet, hat sich HR heute zu einer strategischen Schlüsselrolle innerhalb von Unternehmen entwickelt. Diese Transformation bringt jedoch erhebliche Herausforderungen mit sich. Eine erfolgreiche HR-Strategie erfordert, dass der HR-Bereich als Vorbild für Veränderung fungiert, und dies erfordert die Schaffung der richtigen Rahmenbedingungen sowie die Unterstützung der Unternehmensführung.

Veränderung der HR-Rolle

Die Evolution von HR

Die Studie „State of HR“ der Deutschen Gesellschaft für Personalführung e.V. (DGFP) und des Beratungsunternehmens Gallup zeigt, dass HR sich von einer rein administrativen Funktion zu einer strategischen Schlüsselrolle entwickelt hat. Diese Veränderung ist notwendig, damit HR als Partner der Unternehmensleitung agieren kann und eine wichtige Rolle in der Formulierung und Umsetzung der Unternehmensstrategie spielt. Trotz dieser Anerkennung bleibt die praktische Umsetzung eine Herausforderung, und viele HR-Abteilungen kämpfen noch damit, ihren strategischen Wert im Alltag zu demonstrieren.

Der Wandel von HR zu einer strategischen Rolle erfordert ein Umdenken und die Entwicklung neuer Fähigkeiten. Von HR-Professionals wird nun erwartet, dass sie über reine Fachkenntnisse hinausblicken und ein tiefes Verständnis für die Geschäftsziele und -strategien ihrer Unternehmen haben. Sie müssen in der Lage sein, die Bedürfnisse der Mitarbeiter zu erkennen und gleichzeitig die unternehmerischen Anforderungen zu erfüllen. Diese doppelte Orientierung stellt viele HR-Abteilungen vor Herausforderungen, da sie oft noch in traditionellen administrativen Strukturen verhaftet sind.

Doppelte Transformation von HR

HR steht vor der großen Herausforderung, gleichzeitig agil und flexibel zu bleiben und den Wandel im gesamten Unternehmen voranzutreiben. Dies bedeutet, dass HR nicht nur intern effizienter und anpassungsfähiger werden muss, sondern auch externe Veränderungen aktiv gestalten muss. Eine klare Strategie und die notwendigen Ressourcen sind dafür unerlässlich. Für viele HR-Abteilungen bedeutet dies einen Paradigmenwechsel, bei dem sie lernen müssen, schneller auf Veränderungen zu reagieren und proaktiver zu agieren.

Um diese doppelte Transformation zu bewältigen, müssen HR-Abteilungen ihre Organisationsstrukturen und Arbeitsweisen überdenken. Dies beinhaltet die Einführung agiler Methoden, die Förderung von kontinuierlichem Lernen und die Ermutigung zu einer Kultur der Innovation. Nur so können sie den Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig als treibende Kraft für Veränderungen im gesamten Unternehmen fungieren. Dies erfordert zudem eine enge Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen und die Bereitschaft, traditionelle Hierarchien und Prozesse zu hinterfragen.

Rahmenbedingungen und Unterstützung

Notwendigkeit der strategischen Einbindung

Eine erfolgreiche HR-Transformation erfordert die strategische Einbindung von HR in die Unternehmensprozesse. HR muss die entsprechende Entscheidungsfreiheit und Agilität besitzen, um effektiv arbeiten zu können und einen echten Mehrwert zu schaffen. Dies bedeutet, dass HR-Professionals auf allen Ebenen des Unternehmens eingebunden sein müssen und direkte Kommunikationswege zur Geschäftsführung brauchen. Nur so kann HR die nötige Unterstützung erhalten und als gleichwertiger Partner agieren.

Jedoch zeigen die Befragungsergebnisse der Studie, dass viele HR-Abteilungen in ihrer aktuellen Struktur diese Voraussetzungen nicht erfüllen können. Oftmals fehlt es an der nötigen Entscheidungsfreiheit und den Mitteln, um wirklich strategisch tätig zu sein. Dies führt zu einer Situation, in der HR zwar als wichtig erkannt wird, aber nicht die nötigen Einflussmöglichkeiten besitzt, um tatsächlich strategische Veränderungen zu bewirken. Hier besteht erheblicher Handlungsbedarf, um die Rahmenbedingungen anzupassen und HR die nötige Macht sowie Autonomie zu verleihen.

Mangelhafte aktuelle Unterstützung

Die Befragungsergebnisse verdeutlichen, dass nur ein geringer Prozentsatz der HR-Fachkräfte die aktuellen Rahmenbedingungen als ausreichend erachtet. Viele HR-Profis fühlen sich in ihrer Rolle eingeschränkt und können die strategischen Ziele des Unternehmens nicht unterstützen, da sie nicht die nötige Unterstützung von der Unternehmensführung erhalten. Diese fehlende Unterstützung ist ein weiteres Hindernis für die erfolgreiche Umsetzung einer HR-Strategie und zeigt, dass es strukturelle Veränderungen auf höheren Unternehmensebenen braucht.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Notwendigkeit einer Kulturänderung innerhalb der Unternehmen. HR-Transformation kann nur dann gelingen, wenn sie von einer unternehmensweiten Kultur des Vertrauens, der Offenheit und der Zusammenarbeit getragen wird. Dies bedeutet, dass die Führungskräfte aller Ebenen eine aktive Rolle dabei spielen müssen, HR als strategischen Partner zu etablieren und die nötigen Ressourcen und Freiheiten zu gewähren. Nur so kann sichergestellt werden, dass HR die Transformation erfolgreich vorantreiben und einen nachhaltigen Beitrag zum Unternehmenserfolg leisten kann.

Ambivalente Wahrnehmung und Agilität

Ambivalente Sicht auf die HR-Profession

Die Online-Befragung offenbart eine ambivalente Sicht der HR-Verantwortlichen auf ihre eigene Profession. Einerseits würden 87 Prozent der Befragten erneut eine Karriere im Personalbereich anstreben, was ein Zeichen dafür ist, dass viele HR-Professionals ihre Arbeit als wertvoll und erfüllend betrachten. Andererseits sehen viele großen Verbesserungsbedarf sowohl in ihrer eigenen Profession als auch im Einfluss von HR auf Unternehmensstrategien und -entscheidungen. Diese Diskrepanz deutet auf tiefsitzende strukturelle und kulturelle Barrieren hin, die überwunden werden müssen.

Diese ambivalente Wahrnehmung spiegelt sich auch in der Art und Weise wider, wie HR innerhalb von Unternehmen wahrgenommen wird. In vielen Fällen wird HR zwar als wichtig angesehen, aber nicht als gleichwertiger Partner bei strategischen Entscheidungen betrachtet. Dies führt zu einer Situation, in der HR zwar formell anerkannt wird, aber die tatsächlichen Handlungsspielräume und Einflussmöglichkeiten fehlen. Hier besteht ein erhebliches Potenzial für Verbesserungen, um HR als echten strategischen Partner zu etablieren und seine Rolle im Unternehmen zu stärken.

Mangel an Agilität und Entscheidungsfreiheit

Eine der größten Herausforderungen, die HR laut der Studie bewältigen muss, ist die mangelnde Agilität und Entscheidungsfreiheit innerhalb vieler Unternehmen. Nur sechs Prozent der Befragten nehmen ihr Unternehmen als agil wahr, und nur neun Prozent sind mit der Geschwindigkeit der Entscheidungsfindung zufrieden. Diese geringen Werte unterstreichen den Bedarf an einer Kulturänderung, die schnellere und flexiblere Entscheidungen ermöglicht und die Rolle von HR stärkt.

Agilität und Entscheidungsfreiheit sind entscheidend, um auf die sich ständig verändernden Anforderungen des Marktes und der Mitarbeiter reagieren zu können. Ein agiles HR-Management ermöglicht es Unternehmen, schneller auf Veränderungen zu reagieren und proaktiv auf neue Herausforderungen einzugehen. Dazu gehört auch, dass HR-Professionals die Freiheit haben müssen, innovative Lösungen zu entwickeln und umzusetzen. Dies erfordert jedoch eine grundlegende Veränderung der Unternehmenskultur und eine stärkere Einbindung von HR in strategische Entscheidungsprozesse.

Emotionale Bindung und Mitarbeiterzufriedenheit

Emotionale Bindung als Erfolgsfaktor

Die Studie von DGFP und Gallup zeigt eindrucksvoll, dass eine starke emotionale Bindung der Mitarbeiter den Unternehmenserfolg maßgeblich beeinflusst. Emotional gebundene Mitarbeiter zeigen eine geringere Fluktuationsrate, niedrigere Fehlzeiten und eine höhere Produktivität. Dennoch legen laut der Untersuchung nur zwölf Prozent der HR-Experten den größten Fokus auf die emotionale Bindung der Mitarbeiter, obwohl diese als eine der größten Herausforderungen im Employee Lifecycle betrachtet wird.

Emotionale Bindung entsteht durch ein Arbeitsumfeld, das Vertrauen und Wertschätzung fördert, sowie durch effektive Führung und Kommunikation. Unternehmen, die in die emotionale Bindung ihrer Mitarbeiter investieren, profitieren langfristig von einer loyaleren und engagierteren Belegschaft. HR-Professionals spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie entsprechende Programme und Initiativen entwickeln und umsetzen. Dies kann beispielsweise durch regelmäßige Mitarbeitergespräche, Anerkennung von Leistungen und die Förderung eines positiven Arbeitsklimas geschehen.

Hohe Wechselbereitschaft in HR

Ein alarmierendes Ergebnis der Studie ist die hohe Wechselbereitschaft der HR-Fachkräfte. Nur knapp über die Hälfte der Befragten plant, in einem Jahr noch bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu sein. Dies deutet auf tiefere strukturelle und kulturelle Probleme hin, die angegangen werden müssen, um die Mitarbeiterbindung zu stärken. Im internationalen Vergleich ist diese Wechselbereitschaft besonders hoch, was darauf hindeutet, dass deutsche Unternehmen hier einen besonderen Handlungsbedarf haben.

Die hohe Wechselbereitschaft kann verschiedene Ursachen haben, darunter unzureichende Anerkennung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und mangelnde Unterstützung durch die Führungsebene. Um diesen Trend umzukehren, müssen Unternehmen Maßnahmen ergreifen, die sowohl die berufliche als auch die persönliche Entwicklung ihrer HR-Professionals fördern. Dazu gehört auch die Schaffung einer Unternehmenskultur, die Vertrauen und Offenheit fördert und in der die Mitarbeiter das Gefühl haben, wirklich einen Unterschied machen zu können.

Handlungsempfehlungen für eine zukunftsfähige HR-Strategie

HR-Beitrag sichtbar machen

Eine der wichtigsten Empfehlungen der Studie ist, den Beitrag von HR systematisch zu quantifizieren und sichtbar zu machen. HR sollte sowohl „harte“ als auch „weiche“ Kennzahlen verwenden, um seinen Einfluss auf den Unternehmenserfolg messbar zu machen. Dies kann durch die Einführung eines umfassenden HR-Reporting-Systems erfolgen, das regelmäßig wichtige Indikatoren wie Mitarbeiterzufriedenheit, Fluktuationsraten und Produktivitätssteigerungen erfasst.

Darüber hinaus sollten HR-Professionals anstreben, ihren Wert durch messbare Ergebnisse und transparente Kommunikation zu demonstrieren. Dies erfordert eine engere Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen, um gemeinsam Ziele zu definieren und zu erreichen. Durch die systematische Nutzung von Kennzahlen kann HR nicht nur mehr Anerkennung erhalten, sondern auch größeren Einfluss auf die Unternehmensstrategie ausüben und so langfristig zur Wertsteigerung im Unternehmen beitragen.

Agilität und Führung verbessern

Um auf sich schnell verändernde Märkte reagieren zu können, bedarf es einer agilen Kultur innerhalb der Organisation. Dies umfasst nicht nur den HR-Bereich selbst, sondern das gesamte Unternehmen. Agilität setzt voraus, dass alle Abteilungen als interne Kunden wahrgenommen werden und die Zusammenarbeit verstärkt wird. Dies führt zu einer besseren abteilungsübergreifenden Kohäsion und erleichtert eine schnellere Entscheidungsfindung.

Zudem muss HR die Führungsqualität verbessern und die emotionale Bindung der Mitarbeiter stärker in den Fokus rücken. Gute Führungskräfte sorgen für ein Arbeitsklima, in dem sich Mitarbeiter wertgeschätzt und gehört fühlen. Dies fördert nicht nur das Engagement, sondern auch die Loyalität und die langfristige Bindung an das Unternehmen. HR sollte daher kontinuierlich in die Entwicklung von Führungskompetenzen investieren und Programme zur Stärkung der emotionalen Bindung in den Employee Lifecycle integrieren.

Methodik der Studie

Die Bedeutung des Personalwesens (HR) hat sich über die Jahre hinweg stark gewandelt. Was einst als eine rein administrative Aufgabe begann, hat sich mittlerweile zu einer strategisch entscheidenden Rolle innerhalb moderner Unternehmen entwickelt. Diese Entwicklung bringt allerdings zahlreiche Herausforderungen mit sich. Eine effektive HR-Strategie setzt voraus, dass die HR-Abteilung als Vorreiter für Veränderung agiert. Dafür müssen die richtigen strukturellen Rahmenbedingungen geschaffen werden, und es bedarf der aktiven Unterstützung durch die Unternehmensführung. Die HR-Abteilung muss nicht nur Reformen initiieren, sondern auch als Katalysator für kontinuierliche Verbesserungen dienen. Dabei ist es entscheidend, dass HR-Experten eng mit anderen Abteilungen zusammenarbeiten, um ein ganzheitliches Verständnis für die Bedürfnisse und Ziele des Unternehmens zu entwickeln. Nur so kann gewährleistet werden, dass HR als treibende Kraft hinter der gewünschten Veränderung agiert und somit zu einem unverzichtbaren Partner der Firmenleitung wird.

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