Welche Rolle Spielen Mittelstädte bei der Globalen Urbanisierung?

Im Zuge der 30. REAL CORP-Konferenz, die an der FH JOANNEUM in Kapfenberg stattfand, wurden wichtige Beiträge zur Stadtentwicklung und Raumplanung diskutiert. Unter dem Motto „Urban Innovation: Medium sized cities and towns as major arena of global urbanisations“ versammelten sich rund 150 Experten, darunter Lehrende und Studierende, um die Herausforderungen und Chancen für Mittelstädte in der globalen Urbanisierung zu erörtern.

Klimaschutz und Anpassung

Energieeinsparung und verdichtete Bauweise

Ein zentraler Aspekt der Konferenz war die Frage, wie Mittelstädte zur Reduzierung des Energieverbrauchs und zur Erreichung der Klimaziele des Pariser Abkommens beitragen können. Uwe Trattnig, Leiter des Instituts Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement an der FH JOANNEUM, betonte in seiner Eröffnungspräsentation die Bedeutung einer verdichteten Bauweise in kleineren Wohnblocks. Diese Methode sei entscheidend, um den Energieverbrauch signifikant zu senken und damit einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Trattnig unterstrich, dass eine vorausschauende Raumplanung, die sich auf Energieeinsparung und nachhaltige Baumethoden konzentriert, entscheidend sei, um den nötigen Wandel herbeizuführen und die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Durch eine Kombination aus technologischen Innovationen und traditionellen Bauweisen könnten Städte nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden. Dies erfordere jedoch ein Umdenken auf politischer und gesellschaftlicher Ebene sowie die Förderung neuer urbaner Konzepte. Mittelstädte spielten hierbei eine besondere Rolle, da sie oft flexibler und experimentierfreudiger seien als Metropolen. Die dichte Besiedlung in kompakter Bauweise ermögliche zudem eine effizientere Nutzung von Ressourcen und Energien. Somit werden sie zu entscheidenden Akteuren im globalen Kampf gegen den Klimawandel.

Mobilitätskonzepte und öffentlicher Raum

Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Entwicklung neuer Mobilitätskonzepte. Martijn Kiers, Mobilitätsexperte und Lehrender an der FH JOANNEUM, hob die Notwendigkeit hervor, den öffentlichen Raum zurückzugewinnen. Er stellte seine Forschung zum Thema „Reclaiming Public Space: Traffic Areas as a Game Changer for Future-oriented Urban Planning“ vor und erläuterte, wie Städte durch die Förderung des Fußgängerverkehrs, Radfahrens und des öffentlichen Verkehrs zukunftsfähiger gestaltet werden können. Kiers betonte, dass in den letzten Jahrzehnten die Stadtentwicklung stark auf den Autoverkehr ausgerichtet gewesen sei, was dazu führte, dass öffentlicher Raum zunehmend in Verkehrsfläche umgewandelt wurde.

Um den Herausforderungen des wachsenden Mobilitätsbedarfs und des schrumpfenden Platzangebots gerecht zu werden, seien grundlegende Veränderungen in der Stadtplanung notwendig. Ein Ansatz bestehe darin, Verkehrsflächen schrittweise wieder in öffentliche Räume zurückzuführen und diese multifunktional zu nutzen. Die Förderung sanfter Mobilitätsformen wie Fußgängerzonen und Fahrradwege trage nicht nur zur Verringerung des CO2-Ausstoßes bei, sondern erhöhe auch die Lebensqualität der Stadtbewohner. Dadurch könnten Städte resilienter und anpassungsfähiger gegenüber zukünftigen Veränderungen gestaltet werden.

Digitalisierung und Inklusion

Digitalisierung als Schlüssel zur Stadtentwicklung

Die Rolle der Digitalisierung in der Stadtentwicklung war ein weiteres zentrales Thema der Konferenz. Die Experten diskutierten, wie digitale Technologien genutzt werden können, um urbane Räume effizienter zu gestalten und die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern. Digitale Lösungen böten neue Werkzeuge, um Planungsprozesse präziser und schneller zu gestalten. Dies könne besonders für Mittelstädte, die oft weniger Ressourcen als Großstädte hätten, von großem Vorteil sein. So könnten beispielsweise intelligente Verkehrsleitsysteme oder smarte Gebäudetechnologien dabei helfen, den Energieverbrauch zu optimieren und Ressourcen effizienter zu nutzen.

Darüber hinaus ermöglichen digitale Plattformen eine bessere Einbindung der Bürger in Planungsprozesse, indem sie Feedback und Partizipation erleichtern. Dies stärkt die soziale Kohäsion und fördert ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Projekte, die auf Datenanalyse und digitalen Zwillingen basieren, könnten zudem dabei helfen, städtische Probleme frühzeitig zu erkennen und proaktiv Lösungen zu entwickeln. Durch diese innovativen Ansätze bietet die Digitalisierung erhebliches Potenzial, den urbanen Raum lebenswerter und nachhaltiger zu gestalten.

Inklusion und Barrierefreiheit

Die Bedeutung von Inklusion und Barrierefreiheit wurde ebenfalls eingehend erörtert. Ziel ist es, städtische Räume so zu gestalten, dass sie für alle Bevölkerungsgruppen, einschließlich Menschen mit Behinderungen, zugänglich und nutzbar sind. Inklusive Planungsstrategien sind dabei unerlässlich, um eine gerechte Verteilung der städtischen Ressourcen und die Teilhabe aller Bürger zu gewährleisten. Der Fokus auf Barrierefreiheit trage dazu bei, ein gesellschaftlich vielfältiges Stadtbild zu fördern und Altersdiskriminierung sowie soziale Ausgrenzung zu reduzieren.

Durch die Implementierung barrierefreier Infrastrukturen, wie beispielsweise barrierefreie Zugänge zu öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen, könne die Mobilität aller Bürger verbessert werden. Dies gelte insbesondere für ältere Menschen und Personen mit eingeschränkter Mobilität. Weiterhin betonten die Experten, dass die Berücksichtigung von Inklusion und Barrierefreiheit in den städtischen Planungsprozessen nicht nur soziale Gerechtigkeit fördere, sondern auch das wirtschaftliche Potenzial einer Stadt steigere. Eine inklusive Stadtplanung trage somit ganzheitlich zur Stärkung des urbanen Raums bei.

Nachhaltige Mobilität und Gemeinschaftsprojekte

Förderprojekte für klimafreundliche Mobilität

Jennifer Jolly, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut Energie-, Verkehrs- und Umweltmanagement, stellte das Forschungsprojekt „CLARC – Measuring Community Readiness for Climate-Friendly and Active Mobility“ vor. Dieses Projekt zielt darauf ab, ländliche Gemeinden bei der Entwicklung und Umsetzung klimafreundlicher und mobilitätsfördernder Maßnahmen zu unterstützen. Dieser Ansatz betone die Notwendigkeit, die lokale Bevölkerung aktiv in den Planungsprozess einzubeziehen, um deren Bedürfnisse und Wünsche zu berücksichtigen.

Das Projekt verfolgt das Ziel, die Bereitschaft und Fähigkeit der Gemeinden zur Implementierung solcher Maßnahmen zu messen und zu fördern. Hierbei werden verschiedene Werkzeuge und Methoden eingesetzt, um den Grad der Gemeinschaftsbereitschaft zu ermitteln und basierend darauf maßgeschneiderte Lösungsansätze zu entwickeln. Diese Maßnahmen könnten sowohl infrastrukturelle Anpassungen als auch Bildungs- und Sensibilisierungskampagnen umfassen, um das Bewusstsein für klimafreundliche Mobilität zu stärken und deren Akzeptanz zu erhöhen.

Forschungsaktivitäten der FH JOANNEUM

Im Rahmen der 30. REAL CORP-Konferenz, die an der FH JOANNEUM in Kapfenberg stattfand, wurden bedeutende Beiträge zur Stadtentwicklung und Raumplanung diskutiert. Unter dem Motto „Urban Innovation: Mittelstädte als zentrale Arenen der globalen Urbanisierung“ versammelten sich etwa 150 Experten aus verschiedenen Disziplinen, darunter Lehrende und Studierende, um die Herausforderungen und Chancen für Mittelstädte in einer zunehmend globalisierten urbanen Umgebung zu beleuchten. Die Diskussionen konzentrierten sich auf innovative Ansätze zur Bewältigung von Problemen wie Wohnraumknappheit, Verkehrsmanagement und nachhaltiger Entwicklung. Besonderes Augenmerk wurde auf die Rolle der Mittelstädte gelegt, da diese häufig übersehen werden, aber erhebliches Potenzial zur Lösung globaler urbaner Probleme bieten. Die Teilnehmer tauschten Erfahrungen und Ideen aus und entwickelten Strategien, um die Lebensqualität in diesen Städten zu verbessern und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Konferenz bot eine wertvolle Plattform für den Austausch von Wissen und bewährten Praktiken, um eine nachhaltige Stadtentwicklung voranzutreiben.

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