Seit 2014 beobachten Forscher:innen einen dramatischen und plötzlichen Rückgang der globalen Süßwasservorräte, der keine Anzeichen auf Erholung zeigt. Diese alarmierende Entwicklung, entdeckt von einem Team um Matthew Rodell vom Goddard Space Flight Center der NASA, wurde mithilfe von Satellitendaten der GRACE- und GRACE-FO-Missionen sichtbar gemacht und hat weitreichende Konsequenzen für die globale Wasserverfügbarkeit.
Ursachen des Süßwasserverlusts
Einfluss des menschlichen Handelns
Im Wesentlichen beschreibt der Wasserkreislauf die Prozesse der Verdunstung und des Niederschlags, die sich idealerweise im Gleichgewicht halten. Doch menschliche Eingriffe haben dieses Gleichgewicht stark gestört. Übermäßige Nutzung von Wasserressourcen, Flächenversiegelung und die Folgen des Klimawandels tragen maßgeblich zu dieser Störung bei. In den letzten Jahrzehnten führte dies zu einer Zunahme der Verdunstung um etwa zehn Prozent, was wiederum das Vorrücken von Wüsten und sinkenden Grundwasserspiegeln nach sich zog.
Die Flächenversiegelung in städtischen Gebieten verhindert, dass Regenwasser in den Boden eindringen und das Grundwasser wieder auffüllen kann. Stattdessen fließt es zu großen Teilen in die Kanalisation und wird oft unbehandelt in Flüsse und Meere geleitet. Der Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen erhöht zudem die Verdunstungsrate, wodurch mehr Wasser in die Atmosphäre gelangt und weniger im Boden verbleibt. Diese Entwicklungen haben weitreichende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Wasserversorgung und das natürliche Gleichgewicht von Ökosystemen.
Auswirkungen des Klimawandels
Eine Zunahme der Temperaturen führt nicht nur zu erhöhter Verdunstung, sondern verändert auch Wetter- und Niederschlagsmuster. Diese Veränderungen wirken sich auf den globalen Wasserkreislauf aus und haben unter anderem verheerende Dürren zur Folge. Laut den Forscher:innen des NASA-Teams war der starke El Niño von 2014 bis 2016 ein Hauptauslöser für die momentane Situation. Diese extremen Klimabedingungen führten zu schweren Dürren in Südamerika und veränderten die Luftströmungen, was weitere Trockenperioden auf der Südhalbkugel auslöste.
Die erhöhten Temperaturen führen zudem dazu, dass die Atmosphäre mehr Wasserdampf speichern kann, was den Regen verzögert und die Regeneration von Wasservorräten weiter erschwert. Besonders betroffen sind Regionen in Asien und Südamerika, wo die Menschen direkt mit Wasserknappheit konfrontiert sind. Aber auch in anderen Teilen der Welt, wie Nordamerika und Europa, zeigen sich die Folgen dieser Entwicklung in Form von vorrückenden Wüsten und sinkendem Wasserstand in Seen und Flüssen.
Konsequenzen der verminderten Süßwasservorräte
Direkte Auswirkungen auf Kontinente
Asien und Südamerika sind nach wie vor die am stärksten von Dürren betroffenen Kontinente. In Asien haben mehrere aufeinanderfolgende Dürreperioden zu einer drastischen Reduktion der verfügbaren Wasserressourcen geführt. Dies betrifft nicht nur die Trinkwasserversorgung, sondern auch die Landwirtschaft, die auf eine konstante Bewässerung angewiesen ist. Die Ernteerträge sind vielerorts gesunken, was Nahrungsmittelknappheit und wirtschaftliche Probleme nach sich zieht.
Südamerika leidet ebenfalls stark unter den Auswirkungen der Wasservorratsverknappung. Länder wie Brasilien und Argentinien sehen sich mit einer steigenden Zahl von Ernteausfällen konfrontiert, was die Lebensmittelpreise in die Höhe treibt und die Lebensbedingungen vieler Menschen verschlechtert. Die Gesellschaften in diesen Ländern sind oft nicht in der Lage, schnell und effektiv auf die neue Realität der Wasserknappheit zu reagieren. Diese Entwicklungen könnten langfristig zu Migration und sozialen Spannungen führen.
Der schleichende Verlust des Grundwassers
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der schleichende Verlust des Grundwassers, der oft weniger sichtbar ist, aber tiefgreifende Auswirkungen hat. Viele Regionen sind stark auf Grundwasser angewiesen, besonders in Zeiten geringer Oberflächenwasserverfügbarkeit. Sinkende Grundwasserspiegel bedrohen jedoch diese wichtigen Reserven. In Indien beispielsweise sind die Grundwasserspiegel in vielen Agrargebieten drastisch gesunken, was die landwirtschaftliche Produktion gefährdet und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen bedroht.
Grundwasser ist schwer zu erneuern, da die natürliche Wiederauffüllung viele Jahre in Anspruch nehmen kann. Die Übernutzung dieser Ressource führt zu einem Teufelskreis, in dem immer mehr Wasser benötigt wird, aber immer weniger zur Verfügung steht. Dies wird durch den Klimawandel und die steigenden Temperaturen weiter verschärft. Ohne nachhaltige Bewirtschaftungsstrategien und eine Begrenzung der Wasserentnahme drohen viele Regionen langfristig auszutrocknen.
Ausblick und mögliche Lösungen
Langfristige Prognosen und Trends
Eine zentrale Frage bleibt, ob die derzeitige Phase der Wasserknappheit ein vorübergehendes Phänomen oder ein langfristiger Trend ist. Die Forscher:innen halten es für möglich, dass der Rückgang der Wasserreserven und die ausbleibende Erholung eine dauerhafte Verschiebung des Wasserkreislaufs anzeigen könnten. Dies würde bedeuten, dass langfristig weniger flüssiges Süßwasser in terrestrischen Reservoiren und mehr Wasserdampf in der Atmosphäre vorhanden ist. Eine solche Verschiebung könnte die globale Wasserverfügbarkeit tiefgreifend verändern.
Die bisherigen Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für häufigere und intensivere Dürren in Zukunft steigt. Dies gilt insbesondere für Regionen, die bereits heute von Wasserknappheit betroffen sind. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, sind umfassende und koordinierte Maßnahmen auf allen Ebenen erforderlich. Dies schließt sowohl politische als auch technologische Lösungen ein. Beispielsweise könnten verbesserte Bewirtschaftungsstrategien und der vermehrte Einsatz effizienter Bewässerungstechnologien helfen, die Wasserressourcen nachhaltiger zu nutzen.
Notwendige Maßnahmen und Strategien
Seit dem Jahr 2014 haben Forscher:innen einen drastischen und abrupten Rückgang der weltweiten Süßwasservorräte verzeichnet, der bislang keinerlei Zeichen einer Erholung zeigt. Diese beunruhigende Entwicklung wurde von einem Team um Matthew Rodell vom Goddard Space Flight Center der NASA entdeckt. Die Forscher:innen konnten mithilfe der Satellitendaten der GRACE- und der GRACE-FO-Missionen diese drastische Veränderung sichtbar machen.
Die Bedeutung dieser Entdeckung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da die globale Wasserverfügbarkeit weitreichend davon betroffen ist. Die Süßwasservorkommen der Erde sind eine lebenswichtige Ressource für Mensch, Tier und Pflanze und eine Bedrohung derselben hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Industrie und generell auf das Leben auf unserem Planeten. Angesichts des anhaltenden Rückgangs ist es dringend notwendig, nachhaltige Lösungen zu finden und weltweit Maßnahmen zu ergreifen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Wasservorräte für künftige Generationen zu sichern.