Die it-sa 2025 legt einen klaren Fokus auf die Stärkung der digitalen Souveränität, indem sie innovative Lösungen und Strategien zur Sicherung von Daten und Infrastrukturen vorstellt. Sie bietet Unternehmen und Institutionen eine Plattform, um sich über aktuelle Bedrohungen in der digitalen Welt auszutauschen und gemeinsam an zukunftssicheren Konzepten zu arbeiten.
Die it-sa, die vom 7. bis 9. Oktober in Nürnberg stattfand, hat sich einmal mehr als zentrale Plattform für IT-Sicherheit in Europa bewährt und mit beeindruckenden Zahlen – 993 Ausstellern sowie 28.267 Besucherinnen und Besuchern aus 64 Ländern – die wachsende Bedeutung von Cybersicherheit in einer digitalisierten Welt unterstrichen. Mitten in globalen Herausforderungen und der zunehmenden Abhängigkeit von digitalen Systemen stand ein Thema besonders im Fokus: die digitale Souveränität. Dieses Konzept, das technologische, wirtschaftliche und geopolitische Aspekte vereint, wurde auf der Messe aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Die Veranstaltung bot nicht nur Einblicke in aktuelle Bedrohungen, sondern auch in Lösungsansätze, die Europa auf dem Weg zu mehr Unabhängigkeit und Sicherheit unterstützen könnten. Die Diskussionen und Präsentationen machten deutlich, dass IT-Sicherheit längst nicht mehr nur eine technische Frage ist, sondern ein strategisches Anliegen für Staaten und Unternehmen gleichermaßen.
Bedeutung und Dimensionen der Digitalen Autonomie
Technologische Unabhängigkeit als Ziel
Die Bedeutung der Digitalen Souveränität auf der it-sa
Die diesjährige it-sa verdeutlichte, dass die digitale Souveränität für Europa ein unverzichtbares Ziel darstellt, um sich von der Abhängigkeit globaler Technologieanbieter zu lösen und gleichzeitig die Kontrolle über eigene Daten und Infrastrukturen zu sichern. Ein Schwerpunkt lag auf der Förderung europäischer Lösungen, insbesondere durch Open-Source-Projekte, die als Schlüssel zur Unabhängigkeit gesehen werden. Experten wie Prof. Dr. Norbert Pohlmann betonten, dass einheitliche Standards und der Aufbau eigener technologischer Kompetenzen entscheidend sind, um die Kontrolle über kritische Infrastrukturen zu behalten. Die Forderung nach einem „Made in Europe“-Ansatz fand breiten Anklang, da viele Akteure die Notwendigkeit erkennen, eigene Alternativen zu internationalen Technologiegiganten zu entwickeln. Zudem wurde diskutiert, wie souveräne Cloud-Lösungen und europäische Identitätsmanagementsysteme dazu beitragen können, Datenhoheit und Sicherheit zu gewährleisten. Dieser Ansatz soll nicht nur die technische Autonomie stärken, sondern auch das Vertrauen in digitale Systeme erhöhen.
Ein weiterer Aspekt, der in den Gesprächen immer wieder auftauchte, war die Bedeutung von Zusammenarbeit innerhalb Europas, um technologische Unabhängigkeit zu erreichen und die komplexen Herausforderungen der digitalen Welt gemeinsam zu bewältigen. Die Messe zeigte, dass einzelne Länder allein nicht in der Lage sind, diese Herausforderungen zu meistern. Stattdessen wurde die Vernetzung von Forschung, Wirtschaft und Politik als essenziell betrachtet, um gemeinsame Standards und Lösungen zu schaffen. Diskussionen über Förderprogramme für Start-ups und innovative Unternehmen machten deutlich, dass finanzielle Unterstützung eine zentrale Rolle spielt, um den europäischen Markt für IT-Sicherheit zu stärken. Die Besucherinnen und Besucher konnten sich von zahlreichen Projekten inspirieren lassen, die darauf abzielen, Europa technologisch unabhängiger zu machen. Es wurde betont, dass nur durch eine gemeinsame Strategie die langfristige Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit der Region gesichert werden kann.
Geopolitische Relevanz von IT-Sicherheit
Die geopolitischen Dimensionen der IT-Sicherheit standen ebenfalls im Fokus der Veranstaltung und wurden von Experten wie Dr. Jean-Marc Rickli eindrucksvoll beleuchtet, um die Bedeutung dieses Themas für die Zukunft Europas zu unterstreichen. In seiner Rede wies er darauf hin, dass Technologie zunehmend als Instrument im globalen Machtgefüge genutzt wird, was die Notwendigkeit einer starken europäischen Position unterstreicht. Die Verknüpfung von digitalen Infrastrukturen mit nationaler Sicherheit wurde als entscheidender Faktor hervorgehoben, da Angriffe auf kritische Systeme ganze Staaten destabilisieren können. Diese Perspektive verdeutlicht, dass die digitale Souveränität nicht nur eine technische, sondern auch eine strategische Frage ist. Die Abhängigkeit von nicht-europäischen Technologien wurde als Risiko identifiziert, das durch gezielte Maßnahmen minimiert werden muss. Die Diskussionen auf der Messe machten deutlich, dass Europa seine digitale Autonomie stärken muss, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.
Parallel dazu wurde die wirtschaftliche Bedeutung der digitalen Unabhängigkeit thematisiert, da die Kontrolle über Technologien auch Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit von Industrien hat. Dr. Joanna Świątkowska von der European Cyber Security Organisation betonte, dass Cyberangriffe nicht nur technische, sondern auch wirtschaftliche Schäden verursachen, die ganze Branchen gefährden können. Die Messe bot Raum für den Austausch über Strategien, wie europäische Unternehmen durch den Einsatz eigener Sicherheitslösungen gestärkt werden können. Insbesondere die Automobilindustrie, die stark von digitalen Systemen abhängig ist, wurde als Beispiel für die Dringlichkeit geopolitischer Unabhängigkeit genannt. Die Veranstaltung zeigte, dass die Verbindung von Sicherheit und wirtschaftlicher Stabilität ein zentraler Aspekt für die Zukunft Europas ist, der konsequentes Handeln erfordert.
Herausforderungen und Lösungsansätze in der IT-Sicherheit
Investitionsdefizite und Fachkräftemangel
Ein wiederkehrendes Thema auf der it-sa
Ein wiederkehrendes Thema auf der it-sa war die unzureichende Finanzierung digitaler Infrastrukturen in Europa, die als großes Hindernis für Fortschritt und Innovation gesehen wird, und dies wurde von vielen Experten als zentrale Herausforderung betont. Die Präsidentin des BSI, Claudia Plattner, wies darauf hin, dass insbesondere Start-ups mehr Unterstützung benötigen, um neue Sicherheitslösungen zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Fehlende Investitionen bremsen nicht nur die technologische Entwicklung, sondern verschärfen auch den Mangel an qualifizierten Fachkräften, der die Wettbewerbsfähigkeit Europas gefährdet. Die Diskussionen auf der Messe verdeutlichten, dass ohne ausreichende finanzielle Mittel weder die Motivation noch die Expertise aufgebaut werden können, die für eine nachhaltige Digitalisierung notwendig sind. Dieses Problem wurde als eine der größten Herausforderungen identifiziert, die dringend angegangen werden müssen, um Europa im globalen Vergleich nicht weiter zurückfallen zu lassen.
Ein weiterer Punkt, der in diesem Zusammenhang angesprochen wurde, war die Notwendigkeit einer besseren Ausbildung und Förderung von Talenten im Bereich der IT-Sicherheit, da es für viele Unternehmen und Institutionen eine große Herausforderung darstellt, qualifiziertes Personal zu finden. Die Messe zeigte, dass diese Schwierigkeiten die Umsetzung innovativer Projekte verzögern. Es wurde betont, dass neben finanziellen Mitteln auch langfristige Strategien zur Nachwuchsförderung entwickelt werden müssen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Die Gespräche machten deutlich, dass Bildungsinstitutionen und Unternehmen enger zusammenarbeiten sollten, um praxisnahe Ausbildungsprogramme anzubieten. Nur durch eine gezielte Förderung von Kompetenzen kann Europa sicherstellen, dass die nächste Generation von Experten die digitalen Herausforderungen der Zukunft bewältigen kann.
Politische Skepsis und Vertrauenskrise
Die Skepsis gegenüber politischen Maßnahmen zur Förderung der IT-Sicherheit war auf der Messe deutlich spürbar und wurde in zahlreichen Diskussionen thematisiert, da viele Besucherinnen und Besucher die bisherigen Initiativen als unzureichend empfinden. Insbesondere die Umsetzung der NIS-2-Richtlinie wurde von vielen kritisch hinterfragt, da sie als zu wenig wirksam wahrgenommen wird. Zu häufige Versprechen ohne konkrete Ergebnisse haben zu einem Vertrauensverlust in politische Initiativen geführt, der die Zusammenarbeit zwischen Staat und Wirtschaft erschwert. Die Veranstaltung bot Raum für den Austausch über die Frage, wie politische Rahmenbedingungen so gestaltet werden können, dass sie tatsächlich einen Mehrwert für die Sicherheit bieten. Es wurde deutlich, dass Europa klare und umsetzbare Vorgaben benötigt, um das Vertrauen in solche Maßnahmen wiederherzustellen und die digitale Widerstandsfähigkeit zu stärken.
Neben der Kritik an politischen Ansätzen wurde auch der wirtschaftliche Druck auf europäische Industrien, insbesondere die Automobilbranche, als zentrale Herausforderung identifiziert. Die Messebesucher äußerten Bedenken, ob Europa in der Lage sein wird, den globalen Wettbewerbsdruck zu bewältigen, ohne klare politische Unterstützung und Investitionen. Die Diskussionen verdeutlichten, dass die Verbindung zwischen politischen Rahmenbedingungen und wirtschaftlicher Stabilität entscheidend ist, um langfristig erfolgreich zu sein. Es wurde gefordert, dass politische Entscheidungsträger konkrete Maßnahmen ergreifen, um Unternehmen zu unterstützen und gleichzeitig die Sicherheit zu gewährleisten. Die Veranstaltung zeigte, dass ohne eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten die Ziele der digitalen Souveränität schwer zu erreichen sein werden.
Zukunftsperspektiven und Strategische Entwicklungen
Ganzheitliche Sicherheitskonzepte im Fokus
Ein klarer Trend auf der it-sa
Ein klarer Trend unter den Ausstellern der it-sa war die Abkehr von isolierten Einzellösungen hin zu integrierten Sicherheitsplattformen, die umfassende Schutzmechanismen bieten und so ein höheres Maß an Sicherheit gewährleisten. Begriffe wie Zero Trust und Threat Intelligence standen im Mittelpunkt der Gespräche, wobei der Schwerpunkt auf der Organisation und Automatisierung von Sicherheitsmaßnahmen lag. Künstliche Intelligenz wurde dabei als unterstützendes Werkzeug betrachtet, das Prozesse optimiert, ohne als Allheilmittel gesehen zu werden. Die Messe machte deutlich, dass pragmatische Ansätze gefragt sind, um den steigenden Anforderungen an Cybersicherheit gerecht zu werden. Security Operation Centers, die oft mit Überlastung kämpfen, profitieren von solchen Entwicklungen, da der Fokus zunehmend auf aktiver Sicherheit statt bloßer Überwachung liegt. Diese Verschiebung zeigt, dass sich der Markt den komplexen Bedrohungen der digitalen Welt anpasst.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der auf der Veranstaltung hervorgehoben wurde, war die Notwendigkeit, Sicherheitslösungen an die spezifischen Bedürfnisse von Unternehmen anzupassen, um eine maßgeschneiderte und effektive Absicherung zu gewährleisten. Die Aussteller präsentierten Systeme, die nicht nur technische Schutzmaßnahmen bieten, sondern auch organisatorische Prozesse integrieren, um eine ganzheitliche Verteidigung sicherzustellen. Die Diskussionen verdeutlichten, dass die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen innerhalb eines Unternehmens entscheidend ist, um Schwachstellen zu minimieren. Es wurde betont, dass nur durch eine enge Verknüpfung von Technologie und Strategie langfristig effektive Ergebnisse erzielt werden können. Die Messe bot zahlreiche Beispiele für innovative Ansätze, die Unternehmen helfen, ihre Sicherheitsarchitektur auf ein neues Niveau zu heben und sich besser gegen Angriffe zu wappnen.
Prävention und Resilienz als Kernstrategien
Die Veranstaltung legte großen Wert auf den Wandel hin zu präventiven Sicherheitsstrategien, die Resilienz als zentrales Element in den Vordergrund stellen, und zeigte, wie wichtig es ist, frühzeitig auf Bedrohungen vorbereitet zu sein. Unternehmen, die rechtzeitig in Schulungen, Schwachstellenmanagement und Risikoanalysen investieren, können im Falle eines Cyberangriffs erhebliche Kosten und Schäden vermeiden. Incident Response bleibt wichtig, wird jedoch zunehmend als Teil einer umfassenden Strategie betrachtet, die sowohl präventive als auch reaktive Elemente kombiniert. Die Messe verdeutlichte, dass der Fokus auf vorbeugenden Maßnahmen nicht nur die Sicherheit erhöht, sondern auch das Vertrauen von Kunden und Partnern stärkt. Diese Entwicklung markiert einen Paradigmenwechsel, bei dem Unternehmen nicht mehr nur auf Angriffe reagieren, sondern aktiv daran arbeiten, diese zu verhindern.
Ein weiteres Thema der Diskussion
Ein weiteres Thema, das intensiv diskutiert wurde, war die Verschmelzung von Informationstechnologie (IT) und Operationstechnologie (OT), insbesondere in der Industrie, wo die Notwendigkeit, industrielle Prozesse abzusichern und Sicherheit ganzheitlich zu denken, als eine der großen Herausforderungen der Zukunft identifiziert wurde. Die Messe verdeutlichte, dass die zunehmende Vernetzung von Maschinen und Systemen neue Risiken mit sich bringt, die nur durch eine umfassende Sicherheitsstrategie bewältigt werden können. Es wurde betont, dass Unternehmen ihre IT- und OT-Abteilungen enger verzahnen müssen, um ein durchgängiges Schutzniveau zu erreichen. Die vorgestellten Lösungen und Diskussionen bieten wertvolle Ansätze, wie dieser integrative Ansatz in der Praxis umgesetzt werden kann, um die Widerstandsfähigkeit in kritischen Bereichen zu erhöhen.