Lebensversicherer Erhöhen 2026 Die Laufende Verzinsung

Die anhaltende Zinsnormalisierung hat den Wettbewerb der Lebensversicherer sichtbar belebt und verschiebt die Messlatte dafür, wie Erträge aus Kapitalanlagen in Form von Überschussbeteiligungen an Kundinnen und Kunden weitergereicht werden, zugleich zwingt sie Anbieter zu sorgfältiger Balance zwischen Attraktivität und Risikotragfähigkeit. 2026 steht nun eine Reihe markanter Deklarationen, koordiniert an einem Tag veröffentlicht, stellvertretend für das neue Taktmaß: Vier große Namen legten ihre laufenden Sätze offen und signalisierten damit, wie sie Position beziehen. Zwischen konstanter Ausschüttung, gezielter Erhöhung und differenzierten Produktwelten zeigt sich eine Branche, die Zuversicht demonstriert, ohne in alte Muster hoher Garantien zurückzufallen. Der Blick auf die Zahlen ist daher mehr als Momentaufnahme; er offenbart, welche Mechanik hinter moderner Klassik, hybriden Tarifen und fondsgebundenen Lösungen steckt und wie Schlussüberschüsse als feine Stellschrauben dienen.

Die Vier Hauptakteure Im Überblick

VPV stellte die Weichen mit einer stabilen laufenden Verzinsung von 3,0 Prozent für den Bestand und flankierte diese Linie mit einem unveränderten Schlussüberschussanteil von 0,75 Prozent, was 3,75 Prozent Gesamtverzinsung entspricht. Für dynamische Hybridlösungen bleibt der Zins auf den Sicherungsvermögensanteil bei 3,65 Prozent, während das neue Flex Garant Invest mit 3,25 Prozent laufend sowie 0,75 Prozent Schlussüberschuss auf 4,0 Prozent Gesamtverzinsung kommt. Diese Spreizung erklärt sich aus dem Konstrukt moderner Klassik, bei der ein Zuschlag auf den laufenden Zins reduzierte Garantien im Verlauf abfedert. Damit zielt der Anbieter auf Stabilität im Bestand und Akzent im Neugeschäft, ohne die Solvenz zu strapazieren, und zeigt zugleich, wie Produktarchitektur und Ausschüttungsmechanik ineinandergreifen.

Entis und Proxalto setzten ein anderes, aber bemerkenswert konsistentes Signal: Beide Run-off-Plattformen erhöhten zum dritten Mal in Folge. Entis legte von 3,35 auf 3,4 Prozent laufend zu und verzichtete weiterhin auf eine separate Schlussüberschussangabe, was den Fokus auf die planbare Basiskomponente unterstreicht. Proxalto hob von 2,6 auf 2,7 Prozent an, ebenfalls ohne ausgewiesenen Schlussüberschuss, und verwies gleichzeitig auf stabile Mindestverzinsungen bei den hauptsächlich fondsgebundenen Schwestergesellschaften. Die Alte Leipziger, deren klassische Tarife nur noch in der bAV vertrieben werden, erhöhte in der Klassik von 2,25 auf 2,4 Prozent und in der modernen Klassik von 2,35 auf 2,5 Prozent; mit unveränderten Schlussüberschüssen von 0,2 beziehungsweise 0,25 Prozent resultieren 2,6 und 2,75 Prozent Gesamtverzinsung.

Marktumfeld Und Vergleich Der Deklarationen 2026

Über die vier Hauptmelder hinaus verdichtete sich das Marktbild zu einem breiten, jedoch nicht flächendeckenden Anhebungstrend. AXA bestätigte 3,0 Prozent, Nürnberger blieb bei 2,95 Prozent, beide auf solidem Niveau. Auffällig fielen die Erhöhungen bei Athora aus, das von 3,0 auf 3,5 Prozent anhob, sowie bei Inter, die von 3,25 auf 3,4 Prozent nachlegte. Zusätzlich stellten Ergo Lebensversicherung mit einem Schritt von 2,7 auf 3,0 Prozent und Ergo Vorsorge mit 2,8 auf 2,9 Prozent den Kurs höher. Im Zusammenspiel dieser Werte wird ersichtlich, dass Anbieter mit bereits überdurchschnittlichen Sätzen eher Stabilität wählten, während Häuser mit Zuwachsspielraum markanter nachsteuerten, um ihre Wettbewerbsposition im Neugeschäft und in der Bestandsbindung zu schärfen.

Technisch erklärt sich die Vielfalt der Deklarationen aus den unterschiedlichen Verzinsungslogiken der Produktgattungen. Klassik bleibt im Neugeschäft Randthema, nicht zuletzt, weil hohe starre Garantien bilanziell teuer sind. Moderne Klassik kombiniert abgesenkte Garantien mit einem Zuschlag auf die laufende Verzinsung und erzeugt so eine attraktivere laufende Rendite, ohne die Kapitalkosten zu sprengen. Hybride Policen trennen den Sicherungsvermögensanteil von chancenorientierten Bausteinen und bepreisen die Sicherheit separat, was die ausgewiesenen laufenden Sätze für diesen Anteil erklärbar macht. Fondsgebundene Verträge sichern Ertragspfade häufig über Mindestverzinsungen oder Wertgarantien ab. Wo ein Schlussüberschuss ausgewiesen wird, fungiert er als Feinsteuerung der Gesamtausschüttung; bei VPV zentral, bei der Alten Leipziger ein stabiler, kleiner Zuschlag, während Entis und Proxalto bewusst auf die Laufkomponente fokussieren.

Beiträge, Solvenz Und Perspektiven Für Kunden

Die Marktzahlen liefern den Unterbau für diese Politik. Bei den Beitragseinnahmen rangiert VPV mit 402 Millionen Euro auf Platz 42 und zeigte zuletzt spürbares Wachstum. Entis liegt mit knapp 47 Millionen Euro auf Platz 70, Proxalto mit 1,93 Milliarden Euro auf Platz 10; beide verzeichnen run-off-typische Rückgänge. Die Alte Leipziger hält mit 2,7 Milliarden Euro und knapp 3 Prozent Marktanteil Platz 5, trotz rückläufiger Beiträge. Auf der Regulierungsseite stützen robuste SCR-Quoten ohne Übergangshilfen und ohne Volatilitätsanpassung die Anhebungsspielräume: Alte Leipziger liegt bei fast 350 Prozent deutlich über dem Marktmittel von rund 310 Prozent; Entis bewegt sich mit knapp 254 Prozent komfortabel; VPV markiert mit fast 227 Prozent solide Reserven; Proxalto zeigt mit knapp 156 Prozent das untere, aber ausreichende Spektrum.

Für Kundinnen und Kunden bedeutete diese Gemengelage klare, handhabbare Schritte: Laufende Verzinsungen stiegen vielfach, ohne die Risikopuffer zu überdehnen, die Spreizung blieb moderat, und die Produktwahl ließ sich präziser auf Risikoneigung und Planungshorizont zuschneiden. Sinnvoll erschien, Tarife der modernen Klassik auf den Mechanismus des Zinszuschlags zu prüfen, hybride Lösungen auf den ausgewiesenen Zins des Sicherungsvermögens zu vergleichen und fondsgebundene Varianten auf Mindestverzinsungen sowie Wertgarantien abzuklopfen. Zudem hatte ein Blick auf die SCR-Quote geholfen, die Nachhaltigkeit erhöhter Sätze einzuschätzen. Insgesamt zeigte sich: 2026 trug die Branche höhere laufende Ausschüttungen mit Augenmaß, band sie an klare Produktlogiken und stützte sie auf belastbare Solvenz, wodurch die Altersvorsorge über Lebensversicherungen spürbar Rückenwind erhalten hatte.

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