Unternehmen in Deutschland, der Schweiz und Österreich stehen vor tiefgreifenden Veränderungen im Personalmanagement, einer Entwicklung, die durch technologische Innovationen und einen unerwarteten Wandel der Unternehmenskultur geprägt ist. Die Studie „Trend-Barometer: People Management 2035“, eine Gemeinschaftsarbeit der Universität St. Gallen und PwC, wirft ein Licht auf die drängenden Herausforderungen und Chancen dieser neuen Ära. Professorin Heike Bruch, die Leiterin der Studie, beschreibt eine doppelte Transformation: auf der einen Seite technologische Durchbrüche wie künstliche Intelligenz und People Analytics, und auf der anderen Seite ein umfassender Kulturwandel innerhalb der Unternehmen. Angesichts dieser disruptiven Kräfte ist es für Unternehmen entscheidend, sich strategisch neu auszurichten, um den Anschluss nicht zu verlieren.
Strategische Neuausrichtung im Fokus
Integration neuer Technologien
In der modernen Unternehmenswelt sind Technologie und Kultur zu einem untrennbaren Duo geworden, dessen Einfluss auf das Personalmanagement nicht zu unterschätzen ist. Künstliche Intelligenz und People Analytics stehen im Zentrum technologischer Innovationen, die Unternehmen die Möglichkeit geben, die Mitarbeitererfahrung zu revolutionieren. Professorin Heike Bruch warnt jedoch davor, dass ohne eine gründliche strategische Neuausrichtung Unternehmen Gefahr laufen, wichtige Entwicklungen zu verpassen. Diese Integration neuer Technologien muss daher umfassend und gut durchdacht sein, um die angestrebte Effizienz und Innovationskraft tatsächlich zu erreichen. Die Erhebung von PwC unter HR-Experten zeigt, dass viele Unternehmen bereits die Relevanz dieser Technologien erkennen, jedoch vielfach noch unzureichend vorbereitet sind, um deren volle Kapazität auszuschöpfen.
Übergang zu neuem Kollaborationsformen
Nicht nur in der Implementierung neuer Technologien, sondern auch im Bereich der Kollaboration stehen Unternehmen vor großen Veränderungen. Der Trend zu flexiblen Arbeitsmodellen und mobiler Arbeit hat in den vergangenen Jahren zugenommen, doch die Studie zeigt, dass der Enthusiasmus für „New Work“-Elemente zwischen 2022 und 2025 teilweise nachlässt. Eine enge Verbindung von Technologieeinsatz und neuen Arbeitsformen sowie die Überwindung kultureller Hürden sind erforderlich, um eine nachhaltige Transformation zu gewährleisten. Marvin Neu vom Institut für Führung und Personalmanagement macht deutlich, dass ein solider kultureller Wandel unabdingbar ist: Unternehmen sollten Veränderung nicht als Bedrohung sehen, sondern als Chance, sich fit für die Zukunft zu machen. Nur so kann Vertrauen und Inspiration in der Führung sich fest verankern und langfristig die Arbeitswelt formen.
Herausforderungen in der HR-Funktion
Strategische Ausrichtung der HR-Kompetenzen
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die Erkenntnis, dass viele HR-Funktionen hinter ihren strategischen Versprechungen zurückbleiben, insbesondere in den Bereichen Daten- und Technologiemanagement, Entwicklungs- und Laufbahngestaltung sowie Employee Experience. Die Studie betont, dass die Relevanz dieser Bereiche bis 2035 erheblich zunimmt, doch mangelt es oft an effektiven Strategien zur Implementierung. Till R. Lohmann von PwC unterstreicht, dass der reine Erwerb von KI-Instrumenten nicht genügt. Es sei entscheidend, dass Unternehmen wissen, wie sie diese Werkzeuge strategisch nutzen können, um greifbare Vorteile zu erzielen. Ein Mangel an dieser strategischen Ausrichtung birgt das Risiko, dass Zielvorgaben nicht erreicht werden, was sowohl finanziell als auch kulturell kostspielig sein könnte.
Technische und soziale Fähigkeiten im Fokus
Die technologische Revolution im Personalmanagement fordert eine neue Art von Kompetenzmix, bei dem sowohl technische als auch soziale Fähigkeiten von entscheidender Bedeutung sind. Neben den Fähigkeiten im Umgang mit KI, Big Data und People Analytics bleiben Empathie und soziale Kompetenz zentral. Gerade in Prozessen der Mitarbeiterauswahl und -entwicklung spielt Empathie eine Schlüsselrolle, um talentierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. Die richtige Balance zwischen technischer Kompetenz und menschlichen Fähigkeiten wird mehr und mehr zum Erfolgsfaktor im Personalmanagement. Es geht darum, Technologie nicht nur als Werkzeug, sondern auch als Mittel zur Förderung von Menschlichkeit und Vertrauen in der Unternehmenswelt zu sehen.
Kultureller Wandel und Leadership
Die Rolle der Führung
Eine bedeutende Erkenntnis der Studie ist die kritische Rolle der Führung in einem sich wandelnden Kulturumfeld. Ein kultureller Neustart, der Führungskräfte als glaubwürdige Vorbilder etabliert, kann maßgeblich zur Steigerung der Unternehmensattraktivität beitragen. Führungspersönlichkeiten sollten Vertrauen und Agilität fördern und als Inspirationsquelle wirken, um Veränderungen positiv zu begleiten und zu unterstützen. Die Studien zeigen, dass nur 16 Prozent der Unternehmen tatsächlich eine Vorbildfunktion bei der Umsetzung einer modernen Arbeitskultur einnehmen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, Führungskräfte gezielt auf ihre Rolle bei der Kulturtransformation vorzubereiten und sie zu befähigen, als Katalysatoren für positiven Wandel zu wirken.
Nachhaltige Kulturtransformation
Eine nachhaltige Kulturtransformation erfordert eine tiefgreifende Verankerung von flexiblen und vertrauensbasierten Arbeitsformen. Trotz der Akzeptanz von Remote-Arbeit und virtuellen Teams ist deren tatsächliche kulturelle Implementierung oft unzureichend ausgeprägt. Es ist entscheidend, nicht nur die Infrastruktur für flexible Arbeitsformen bereitzustellen, sondern auch das Verständnis und die Unterstützung dafür im Unternehmen zu fördern. Unternehmen, die Flexibilität und Vertrauen strategisch verankern, schaffen eine Basis für eine innovative und motivierte Belegschaft, die bereit ist, sich den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt zu stellen.
Handlungsfelder für zukunftsfähiges Personalmanagement
Stärkung der digitalen Kompetenz
Um die Herausforderungen im Personalmanagement erfolgreich zu bewältigen, ist die gezielte Stärkung digitaler Kompetenzen unerlässlich. Der Fokus auf den Umgang mit Big Data und der effektiven Nutzung von KI ist entscheidend, um strategische Neuakzente zu setzen. Die Studienergebnisse legen nahe, dass Unternehmen ihre HR-Funktionen entsprechend ausrichten müssen, um nicht nur technologische Entwicklungen zu begleiten, sondern auch die Innovationsfähigkeit zu steigern. Um die besten Talente anzuziehen und zu halten, sollten digitale Werkzeuge als strategischer Hebel für die Mitarbeiterbindung und das Employer Branding genutzt werden.
Neuakzentuierung der People Experience
Der Blick auf die Menschen im Unternehmen wird immer mehr zum Schlüssel für nachhaltigen Erfolg. Die „People Experience“ – also die gesamte Mitarbeitererfahrung von der Rekrutierung bis zur Karriereentwicklung – muss als strategischer Faktor anerkannt werden. Unternehmen sollten gezielte Maßnahmen ergreifen, um eine positive und wertschätzende Arbeitsumgebung zu schaffen, die Talente nicht nur anzieht, sondern langfristig bindet. Dies beinhaltet auch eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Unternehmenswerte und -kultur, um Mitarbeiter zu motivieren, die Zukunft der Arbeit aktiv mitzugestalten und zu erleben.
Zukunftsperspektiven und Chancen
Die technologische Revolution im Personalmanagement erfordert einen neuen Kompetenzmix, in dem technische und soziale Fähigkeiten essenziell sind. Fähigkeiten im Bereich von KI, Big Data und People Analytics sind wichtig, aber Empathie und soziale Kompetenzen bleiben zentral. Besonders bei der Auswahl und Entwicklung von Mitarbeitenden spielt Empathie eine bedeutende Rolle, um qualifiziertes Personal zu gewinnen und langfristig zu binden. Der Mix aus technischer Expertise und zwischenmenschlichen Fähigkeiten wird zunehmend zum Schlüssel für erfolgreiches Personalmanagement. Technologie sollte nicht nur als Werkzeug angesehen werden, sondern auch als Mittel zur Förderung von Menschlichkeit und Vertrauen innerhalb der Unternehmensstruktur. Ein ausgewogenes Zusammenspiel dieser Kompetenzen schafft eine positive Unternehmensatmosphäre, die Mitarbeiter motiviert und ihre Loyalität stärkt. In einer sich wandelnden Arbeitswelt ist es entscheidend, Technologie und menschliches Einfühlungsvermögen harmonisch zu vereinen.